Cloud Services – Gefahren und Chancen (Print und Publishing Industrie)

Sind Cloud Services eine Gefahr oder eine Chance? Dieser Frage bin ich auf der Print & Digital Convention 2021 zusammen mit den Zuhörern meines Vortrages nachgehen.
Aber was sind eigentlich Cloud Services? Wenn wir den Begriff recherchieren, finden wir verschiedene Definitionen. Eine der besten Definitionen ist: „Unter dem Begriff ‚Cloud-Services‘ werden die vielfältigen Services vereint, die Unternehmen und Kunden on-demand über das Internet bereitgestellt werden“. Wir können uns also auf den Standpunkt stellen, dass ein Cloud-Service, genau wie jeder andere Service eine Leistung ist, auf die wir als Kunden zurückgreifen können. Dem gegenüber stehen die klassischen ‚on-premise‘ Anwendungen und Leistungen. Diese entsprechen den Leistungen, die im eigenen Rechenzentrum oder am eigenen PC laufen und keine Notwendigkeit für eine externe über das Internet erreichbare Komponente bieten.

Wenn wir uns nun die Argumente ansehen, die für Cloud-Services sprechen, werden gerne drei zentrale Argumente angeführt:

  1. Höhere Skalierbarkeit
    Erforderliche Infrastruktur und Software werden extern bereitgestellt, der Kunde muss so nicht in eigene Ressourcen investieren oder IT-Personal zur Verwaltung der Services bereitstellen

  2. Niedrigere Kosten
    Die Abrechnung erfolgt auf Grundlage einer monatlichen oder jährlichen ‚Subskription‘, wodurch der Kunde nicht mehr direkt für Softwarelizenzen zahlt. So entfallen die Investitionen in die zugrunde liegende Infrastruktur, Wartung und Upgrades

  3. Höhere Flexibilität
    Services stehen ganz nach Bedarf zur Verfügung. Wenn eine bestimmte Anwendung oder Plattform nicht mehr benötigt wird, kann das Unternehmen die Subskription beenden oder den Service deaktivieren.

Natürlich sind diese Argumente korrekt. Aber Cloud-Services haben noch einen weiteren Aspekt, der wirklich ausschlaggebend ist für ihre Auswirkung auf die Geschäftsmodelle von Kunden, die sie einsetzen. Ihr Einsatz ermöglicht den Kunden einen niedrigen Einstieg in Leistungen, die in der Vergangenheit nur großen Unternehmen vorbehalten waren. Haeme Ulrich drückte es in der Diskussion passend aus, „Cloud-Services ermöglichen es, Services zu demokratisieren“ Dieser Umstand macht einen nicht unerheblichen Teil des Erfolges von Cloud-Services aus.

Wenn Cloud-Services es Kunden nun ermöglichen, einfach auf Leistungen (Services) zuzugreifen, die sonst mit einem hohen Investitionsaufwand verbunden waren, wieso sollten Cloud Services dann Gefahren und Chancen bieten?

Wenn wir uns die Prozesskette bei der Erstellung eines Werbemittels, wie z.B. eines Katalogs, Magalogs oder einer Broschüre anschauen, gibt es verschiedene Schritte wie beispielhaft in der Abbildung dargestellt, die auf dem Weg zur Fertigstellung bearbeitet werden müssen. Auch heute noch werden viele dieser Schritte von internen oder externen Agenturen manuell mit Adobe InDesign erledigt oder mit einer Software wie z.B. unserer priint:suite punktuell automatisiert.

Trotzdem gibt es in der Prozesskette immer Anknüpfungspunkte, an denen Cloud-Services zum Einsatz kommen können. Nehmen wir einmal drei Beispiele.

  • AX Semantics
    eine klassische Software-as-a-Service-Lösung, mit der sich basierend auf selbst gestalteten Regeln Texte automatisiert in aktuell bis zu 110 Sprachen generieren lassen.

  • priint:cloud
    mit einem der von uns angebotenen Services zum automatisierten Rendern von Datenblättern über einen Service, ganz ohne eigene Technik nur auf Basis einer Schnittstelle

  • Gelato
    Ein API-getriebener Service, um Druckaufträge in bis zu 33 Länder zu schicken, ohne sich um die Details des Prozesses zu kümmern.

Jeder dieser Services bietet Vorteile, für die man im Normalfall nicht nur Systeme, sondern auch Know-how vorhalten muss. Gerade hier entwickeln diese Services ihre Stärke, da sie ein Problem lösen, das ggf. für den Kunden nur mit erheblichem Aufwand lösbar ist.

Die Schwierigkeit liegt bei Cloud-Services in zwei Punkten. Die Auswahl des richtigen Services für meinen Anwendungsfall und die Frage nach der Orchestrierung verschiedener Services entlang der Leistungen, die ich benötige.

So ergibt sich als Fazit des Vortrages auch eine recht klare Einordnung von Cloud-Services für jeden Industriezweig, nicht nur für die Print & Publishing Industrie. Cloud-Services können eine Gefahr für Serviceanbieter wie z.B. Agenturen darstellen, da sie einen freien Zugriff auf Leistungen versprechen, die bisher für Kunden nur schwer aus eigener Kraft erreichbar waren. Allerdings bieten Cloud-Services auch die Möglichkeit zur Evolution, denn wie bei jeder freien, technischen Innovation liegt es an allen diese in ihre Arbeitsprozesse einzubinden und diese dadurch zu verbessern. Nur wenn wir die Entwicklung nicht annehmen, wird sie zur Gefahr.

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