Daten und Inhalte im Kontext verantwortungsvoller KI
Johannes Sommer

In einer Welt, in der Künstliche Intelligenz zunehmend in alle Bereiche des Geschäftslebens integriert wird, steht besonders der Bereich der Produktkommunikation im Fokus. Der Vortrag beleuchtet die weitreichenden Auswirkungen von KI auf E-Commerce, Produktmanagement und Marketing. Im Zentrum steht die Frage, wie Unternehmen KI nutzen können, um durch personalisierte, effiziente und skalierbare Lösungen Mehrwert zu schaffen, ohne dabei ethische Standards und Datenschutz zu gefährden.
Einführung in die KI-Revolution
Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren einen Wendepunkt erreicht, der die gesamte Geschäftswelt beeinflusst. Doch warum ist es so, dass KI plötzlich überall ein Thema ist, obwohl sie schon seit Jahren existiert? Yuval Noah Harari, unter anderem bekannt aufgrund seiner Monographie „Eine kurze Geschichte der Menschheit“, bringt es auf den Punkt: Die entscheidende Innovation liegt darin, dass KI heute in der Lage ist, mit Sprache besser umzugehen als der durchschnittliche Mensch.
„The most important aspect of the current AI revolution is that AI is mastering language at a level that surpasses average human capabilities.“
Yuval Noah Harari
Was bedeutet Sprache für uns? Sprache ist die Grundlage unserer Gesellschaft. Sie beeinflusst alles und macht uns einzigartig. Und jetzt gibt es eine künstliche Intelligenz, die besser mit Sprache umgehen kann als wir. Darin liegt auch der Grund, warum es jeden von uns betrifft. Und Sprache ist nicht nur das geistig gesprochene oder geschriebene Wort, sondern jede Art von Kommunikation.
KI und der E-Commerce: Chancen und Herausforderungen
In der E-Commerce-Welt verändert KI bereits jetzt die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten. Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage¹ zum Thema KI im Handel belegen: 85 % der befragten E-Commerce-Unternehmen arbeiten regelmäßig im Textbereich mit KI und bereits eines von 13 Teams erledigt heute mehr als 50 % seiner Aufgaben mit KI. Dennoch gibt es viele Herausforderungen, die nicht unbeachtet bleiben dürfen.
- Qualität der Ergebnisse: Das Problem der „Halluzinationen“ in den Ergebnissen von KI-Tools, insbesondere bei der Nutzung von großen Sprachmodellen (LLMs), bleibt ein ungelöstes Thema.
- Datenschutz und rechtliche Unsicherheiten: Die Nutzung von generierten Inhalten und der Umgang mit Nutzerdaten wirft nach wie vor rechtliche Fragen auf. Hier fehlen klare Richtlinien.
- Wissen und Ausbildung: Der Mangel an Expertise und Schulungen in Bezug auf den richtigen Einsatz von KI bleibt ein wesentliches Hemmnis für die effektive Nutzung von KI im E-Commerce.
Trotz dieser Herausforderungen steht eines fest: KI hat das Potenzial, die Effizienz und Produktivität in Unternehmen erheblich zu steigern, insbesondere durch die Automatisierung von Routineaufgaben und die Verbesserung von Kundeninteraktionen.

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Wie wird KI heute genutzt?
Fast neun von zehn Befragten¹ gaben an, KI vor allem zur Textgenerierung einzusetzen. Zur Bearbeitung von Bildern, Audioinhalten oder Videos verwenden nur zwischen 26 % bis 37 % KI². Interessant dabei ist, dass die Fokussierung auf Text natürlich die Produktivität steigern kann, Aufgaben erleichtert und ggf. auch zu besseren Ergebnissen führt. Unmittelbar umsatzrelevant ist sie aber nicht. Und die wirtschaftlich wirklich relevanten Anwendungen wie Service-Bots oder die Erstellung personalisierter Anwendungen, wird bislang noch wenig genutzt. Das zeigt, dass Unternehmen noch nicht wirklich bereit für den vollumfänglichen Einsatz von künstlicher Intelligenz sind. Warum ist das so?
- KI-Guidelines entwickeln: Weniger als die Hälfte der Unternehmen hat klare Richtlinien für die Nutzung von KI etabliert. Diese sind jedoch essentiell, um den verantwortungsvollen und ethischen Einsatz von KI zu gewährleisten und Risiken zu minimieren.
- Fortlaufende Schulung und Wissensaufbau: Es reicht nicht aus, einmal eine KI-Lösung einzuführen – Unternehmen müssen kontinuierlich in die Schulung ihrer Mitarbeiter investieren, um sicherzustellen, dass diese Technologien auch langfristig effizient genutzt werden können.
Wichtig zu wissen ist, dass das EU-KI-Gesetz³ eine erste Regulierung der künstlichen Intelligenz vorschreibt. Es verpflichtet Unternehmen ihre Mitarbeiter im Umgang mit KI zu schulen, um KI-gestützte Dienste anbieten zu können. Was das genau bedeutet, muss sich in der Praxis erst erweisen, aber diese Verpflichtung besteht seit dem 2. Februar 2025. Dies zu ignorieren stellt keine Option dar.
Externe Treiber für Veränderungen
Ein bedeutender externer Treiber für Veränderungen im E-Commerce ist die Partnerschaft zwischen Microsoft und OpenAI. Durch die Integration von großen Sprachmodellen (LLMs) in die Suche wird die Art und Weise, wie wir Informationen suchen, revolutionieren. Diese Entwicklungen führen zu einem paradigmatischen Wandel im Suchverhalten der Nutzer und haben auch weitreichende Konsequenzen für Unternehmen.
Durch die enge Zusammenarbeit mit OpenAI hat Microsoft die Grundlage für eine neue Art der KI-gesteuerten Suche geschaffen, die den gesamten Suchmarkt verändern könnte. Diese Veränderungen zwingen Unternehmen dazu, ihre Ansätze in Bezug auf SEO und Produktpräsentation neu zu überdenken.
„KI verändert die Produktkommunikation grundlegend – wer diese Entwicklung verpasst, riskiert, den Anschluss zu verlieren.“
Johannes Sommer
Die Zukunft der Suche: Auswirkungen auf den E-Commerce
Eine der größten Veränderungen, die sich bereits abzeichnen, betrifft die Suchergebnisse. In Zukunft werden Produkte und Informationen nicht mehr nur über traditionelle Suchmaschinen angezeigt, sondern direkt von der KI generiert. Dies führt dazu, dass die Discovery, also das Finden des richtigen Produkts, direkt in der KI-Suche stattfindet und nicht mehr notwendiger Weise auf Kategorieseiten der Händler.
- Produktdetailseiten werden entscheidend: Die klassische Kategorieseite wird weniger relevant, wenn Nutzer das gewünschte Produkt direkt über die Suche finden können.
- Gut strukturierte Produktdaten sind unerlässlich: Um in der neuen KI-gesteuerten Suchlandschaft sichtbar zu bleiben, müssen Unternehmen ihre Produktdaten so aufbereiten, dass sie maschinell genutzt und richtig interpretiert werden können.

Wie muss Content gestaltet sein, damit er in den Suchmaschinen erscheint
Die Rolle der Kundeninteraktion und der KI-gesteuerte Service
Ein weiterer entscheidender Aspekt der KI-Revolution im E-Commerce ist die zunehmende Bedeutung von KI-gesteuerten Interaktionen. Kunden erwarten zunehmend eine personalisierte, interaktive Beratung, die durch Chatbots und virtuelle Assistenten ermöglicht wird. Unternehmen, die es versäumen, ihre Kunden auf diese Weise zu bedienen, könnten ins Hintertreffen geraten.
- Interaktive Produktberatung durch KI: Unternehmen sollten in Systeme investieren, die eine direkte Kommunikation mit Kunden ermöglichen, etwa durch Chatbots oder virtuelle Berater.
- KI im Kundenservice: Die Erwartungen der Kunden an den Kundenservice steigen. KI-basierte Assistenzsysteme werden eine immer wichtigere Rolle spielen und den traditionellen E-Commerce erheblich verändern.
Schlussbetrachtung: Die Notwendigkeit der Anpassung
Die Zeit des Zögerns ist vorbei. Um im E-Commerce erfolgreich zu bleiben, müssen Unternehmen ihre Strategie grundlegend überdenken und KI als Schlüsseltechnologie in ihre Produktkommunikation und Geschäftsprozesse integrieren. Nur diejenigen, die die Potenziale von KI frühzeitig erkennen und verantwortungsvoll einsetzen, werden von den bevorstehenden Veränderungen profitieren.
Quellen:
¹ AI Readiness Report Disruptive & Retresco 2024
² BDZV & Retresco KI-Reifegrad-Report 2024
³ https://www.europarl.europa.eu/topics/en/article/20230601STO93804/eu-ai-act-first-regulation-on-artificial-intelligence
Vortragsvideo anschauen
