Attraktiv sein – oder was Einzelhändler im Jahr 2040 anbieten

Kristin Kain

Der Einzelhandel hat sich über die Jahre rasant verändert. Technologien und neue Marktbedingungen haben dazu geführt, dass Händler sich immer neuen Herausforderungen stellen müssen. In diesem Artikel beleuchten wir drei zentrale Bedingungen, mit denen sich Unternehmen im Bereich des Einzelhandelsmarketings auseinandersetzen müssen, um im Wettbewerb erfolgreich zu bleiben.

Warenverfügbarkeit und die zentrale Bedeutung der Kommunikation

Aufgrund der unsicheren Rahmenbedingungen in der globalen Wirtschaft, etwa durch pandemiebedingte Störungen in den Lieferketten oder geopolitische Spannungen, ist die Warenverfügbarkeit zu einer der wichtigsten Stellschrauben im Einzelhandel geworden. Verbraucher erwarten heute nicht nur, dass Produkte verfügbar sind, sondern auch eine nahtlose und transparente Kommunikation mit den Händlern.

Die zentrale Herausforderung für Einzelhändler ist es, sowohl die Lagerbestände effizient zu verwalten als auch eine enge und kontinuierliche Kommunikation mit den Kunden sicherzustellen. Lagertransparenz und Verfügbarkeit sind dabei nur ein Teil des Puzzles. Um die Kundenbindung zu erhöhen und das Vertrauen zu stärken, wird die Interaktion zwischen Verbraucher und Händler immer bedeutender. Dies betrifft nicht nur den klassischen Kundenservice, sondern auch die digitale und physische Kommunikation – sei es über Social Media, Messenger-Dienste, Angebotsflyer oder Chatbots auf der Website des Händlers.

Laut einer Umfrage in den USA, bei der mehr als die Hälfte der Einzelhändler angaben, dass personalisierte Kundenerfahrungen und Bestandsübersicht zu den zwei führenden Technologiebereichen gehören, die verbessert werden müssen, zeigt sich, wie wichtig es ist, kundenspezifische Erlebnisse zu schaffen.

Nur so kann man die Bedürfnisse der Kunden erfüllen und eine langfristige Bindung aufbauen.

Die Schaffung sinnvoller Customer Journeys bei wachsenden Datenmengen

„Fakt ist: Wer als Händler die Kunden richtig anspricht, verkauft mehr. Richtig heißt im Handel der Zukunft: persönlich, individuell, über alle vorhandenen Kanäle hinweg, die Möglichkeiten der Digitalisierung optimal einsetzend und gleichzeitig natürlich mit der nötigen Emotionalität. Der Weg hin zu solcher Exzellenz, zu einem optimalen Shopping­erlebnis, ist lang und steinig, die Herausforderungen groß. Eine alternative Route gibt es aus meiner Sicht jedoch nicht.“  Dr. Markus Ackermann, Konzernvorstand Multichannel Distanzhandel, Otto Group in Handelsblatt Journal.

In der modernen, digitalen Welt ist der Weg eines Kunden vom ersten Kontakt mit einer Marke bis hin zum Kaufakt alles andere als linear. Customer Journeys sind oft komplex und beinhalten eine Vielzahl von Touchpoints über unterschiedliche Kanäle hinweg – vom Online-Shop über Social Media bis hin zu physischen Geschäften, gedruckter Kommunikation und Apps.

Das Spannungsverhältnis zwischen der Schaffung sinnvoller Customer Journeys und dem Umgang mit einer enormen Menge an Daten ist eine der größten Herausforderungen im modernen Einzelhandel. Der Zugang zu Daten war noch nie so einfach wie heute – von persönlichen Vorlieben und Einkaufsverhalten über Standortdaten bis hin zu sozialen Interaktionen und Suchverläufen. Dennoch besteht die Gefahr, dass diese Datenmengen nicht effizient genutzt oder gar missverstanden werden.

„Zunehmendes Datenvolumen – es wird notwendig die Daten zu erfassen und zu analysieren und dann Erkenntnisse über alle Kanäle hinweg zu operationalisieren damit Einzelhändler einen potenziellen Kunden oder Lieferanten erreichen können. So wurde beispielsweise beobachtet, dass etwas 74 Zettabyte der gesamten Daten, die im Jahr 2021 weltweit erstellt wurden, unstrukturiert waren.“  Research Nester

Ein weiterer Aspekt ist die Aggregation und Harmonisierung von Daten auf einer globalen Ebene. Während große Einzelhändler wie Amazon und Walmart bereits global vernetzte Systeme nutzen, müssen kleinere Händler ebenfalls ihre Daten auf regionaler und internationaler Ebene koordinieren, um den Überblick zu behalten. So wird die Personalisierung der Customer Journey mit der effizienten Nutzung von Daten zur echten Herausforderung.

Die Lösung liegt nicht nur in der Technologie, sondern auch in der strategischen Datenintegration. Durch den Einsatz von Datenanalyse-Plattformen können Unternehmen auf Grundlage von Echtzeit-Daten personalisierte Angebote machen, die sich der jeweiligen Reise des Kunden anpassen. So entsteht ein stimmiges und zielgerichtetes Erlebnis, das den Kunden auf seiner Reise vom ersten Kontakt bis zum Kauf begleitet.

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Technologische Integration und Schutz des Geschäftsmodells

„Früher war die Frage: Wie kommt das Produkt von der Factory zum Fridge? Heute ist die Frage: Wie kommen die Daten von der Factory zum Fridge und zurück?“ Diese Erweiterung von Produktlogistik in Richtung Datenlogistik zeigt, wie fundamental sich der Einzelhandel verändert hat. Die Technologien, die heute im Einzelhandel verwendet werden, durchdringen alle Bereiche – von Lager- und Filialmanagement bis hin zu Kundeninteraktionen und Verbraucheranalyse.

Technologien wie Cloud-basierte Systeme, Blockchain und IoT (Internet of Things) ermöglichen eine bessere Sichtbarkeit und Rückverfolgbarkeit von Produkten und Beständen. Aber nicht nur das – sie bieten auch eine Plattform für die Kundendatenanalyse, die in den letzten Jahren zunehmend zum Wettbewerbsvorteil geworden ist.

Die Frage, wie man sich in einem zunehmend gesättigten und digitalisierten Markt gegen Wettbewerber – sowohl physische als auch virtuelle – behaupten kann, bleibt jedoch eine der größten Herausforderungen. Schutz des Geschäftsmodells und die kontinuierliche Innovation sind essenziell. Angesichts der Vielzahl neuer Geschäftsmodelle, die durch digitale Technologien ermöglicht werden – wie z.B. Direct-to-Consumer-Ansätze, Online-Marktplätze oder Abonnementdienste – müssen Einzelhändler ihre bestehenden Strukturen kontinuierlich hinterfragen und anpassen.

Das bedeutet, dass der Wettbewerb nicht nur in der physischen Welt, sondern auch in der digitalen Welt stattfindet. Technologien bieten hier nicht nur neue Chancen, sondern auch neue Bedrohungen. Wer als Einzelhändler in der digitalen Welt konkurrenzfähig bleiben will, muss sowohl sein Geschäftsmodell schützen als auch neue, innovative Technologien in seine Strategie integrieren.

Supply Chain Management

Fazit: Anpassung ist der Schlüssel

Die Zukunft des Einzelhandels wird von einer dynamischen Wechselwirkung zwischen technologischen Innovationen und veränderten Verbraucherbedürfnissen geprägt. Einzelhändler müssen sich kontinuierlich anpassen, um mit den immer schneller wechselnden Marktbedingungen Schritt zu halten. Technologien wie KI, AR und VR, neue Geschäftsmodelle, die Erschließung neuer Vertriebs­kanäle und die intelligente Nutzung von Verbraucherdaten bieten Chancen, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Gleichzeitig müssen sie die wachsenden Erwartungen der Verbraucher in Bezug auf Bequemlichkeit, Erlebnis und ethische Verantwortung berücksichtigen. Der Einzelhandel der Zukunft wird eine Balance zwischen technologischem Fortschritt und den emotionalen Bedürfnissen der Konsumenten finden müssen – eine Herausforderung, die jedoch mit den richtigen Instrumenten und einer agilen Geschäftsstrategie erfolgreich gemeistert werden kann.

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